Gastbeitrag: Venedig – günstig unterwegs in der schönsten Stadt der Welt

Venedig ist eines der Top-Ziele in Italien. Dogenpalast, Rialto-Brücke, Aperol Spritz – die schönste Stadt der Welt ist berühmt für ihre Lebensart. ISARSPARER verrät, wie man die „Serenissima“ günstig bereisen kann.

Von München aus dauert es nur ein paar Autostunden bis man das Meer sieht. Unendliches Blau. Dicke Schiffe, die vom Horizont herbeisteuern. Schmale Gondeln, die sich durch die Kanäle schieben. Hanns Cibulka schreibt in seinem „Brief aus Venedig“:

Mein Sohn,
auf hundertachtzehn Inseln ist die Stadt erbaut.
Mit der Krone des heiligen Markus gekrönt,
wachsen Kirchen und Paläste aus dem Meer empor.
Bis in den Traum hörst du den dumpfen Schlag
der Gondeln, schwarze Galionsfiguren.

Venedig von einer seiner unzähligen Brücken aus fotografiert (Foto: Ralph Winderl)

Venedig von einer seiner unzähligen Brücken aus fotografiert (Foto: Ralph Winderl)

Früher Reichtum, bis heute sichtbar

Und tatsächlich ist nicht nur der erste Blick auf die Stadt, die auf ausgetrockneten Salzmarschen errichtet wurde, atemberaubend. Die herrschaftlichen Residenzen der reichen Handelsleute von damals zeugen noch heute von der langewährenden wirtschaftlichen Prosperität der norditalienischen Hauptstadt, die sich über Jahrhunderte selbst als Republik regierte.

Die herrlichste Kulisse, die ich je gesehen,
die Markuskirche, Parvenü und Karneval.
Die Wände sind mit Gold kaschiert,
Alabastersäulen zieren das Gewölbe,
der Boden Mosaik, und auf dem Hochaltar
die Schmelzarbeit aus Gold- und Silberplatten,
gespickt mit funkelnden Juwelen.

Gesalzene Preise in der Lagunenstadt

Schon früher war Venedig ein teures Pflaster. Nur die erfolgreichsten Handels- und Seeleute konnten es sich leisten, in der Serenissima (der „Durchlauchtigsten“), zu leben. Bis heute gilt Venedig als teures Reiseziel. Richtig ist, dass es viele teure Etablissements in Venedig gibt. Zu den berühmtesten gehört wohl das Caffè Florian, die älteste Kaffeebar Italiens. Direkt am Markusplatz gelegen, werden den Touristen hier von Musikern italienische Klänge dargeboten. Und das kostet. Ein Stück Apfelkuchen: 14 Euro. Für den Espresso, der zum Italiener gehört, wie die Leberkässemmel zum Münchner, bezahlt man stolze 6,50 Euro. Das Coperto, das in Italien übliche „Gedeck“, ist da noch nicht eingerechnet.

Espresso für einen Euro

Wer sich dieses wunderbare, geschichtsträchtige Café gönnen möchte, muss also tief in die Tasche greifen. Anders sieht es aus, geht man nur fünf Minuten weiter. In Italien ist es gesetzlich festgelegt, dass ein Espresso nur in bestimmten Ausnahmefällen (Caffè Florian), al banchetto, also stehend an der Bar getrunken, mehr als einen Euro kosten darf. Nur etwa fünf Minuten – je nachdem wie viele Touristen unterwegs sind – dauert es, bis man sich beispielsweise in den Cafès am Campo San Zaccaria italienischen Kaffeegenuss für nur einen Euro holen kann.

Generell ist Essen und Trinken viel billiger, wagt man sich von den typischen Attraktionen wie Rialto-Brücke und Dogen-Palast weg – was aber nicht bedeutet, dass die Sehenswürdigkeiten vermieden werden sollten. Besonders der Dogenpalast ist ein Repräsentant des Ruhmes dieser Stadt und sollte bei jedem Besuch berücksichtigt werden.

Hart am Meer, wo die ertrunkenen Sterne
an das Ufer treiben, steht der Palast des Dogen.
Aus Marmorblöcken, weiß und rot, ist er gebaut,
die Loggia wird von einundsiebzig Säul’n getragen,
Söldner, Gold und Kalkulationen. Hoch im Blau
der Löwe mit den schwarzen Flügeln.

Warteschlangen meiden, online buchen
Venedig vom Wasser aus (Foto: Ralph Winderl)

Venedig vom Wasser aus (Foto: Ralph Winderl)

Wer den Dogenpalast sehen will, sollte sich am besten nicht an einem regnerischen Tag dafür entscheiden. Diese Idee haben schließlich viele der Touristen und man kann dieses imposante Bauwerk nicht in Ruhe bestaunen. Zudem wird man durch die berühmte Seufzerbrücke dann geschoben. Wer sich gleich für ein Kombiticket mit anderen Sehenswürdigkeiten entscheidet, kann sich hier informieren, Geld sparen und zudem die langen Warteschlangen umgehen. Es lohnt sich übrigens immer, nach einem Studentenrabatt zu fragen, auch wenn manche Institutionen nur venezianische Studentenkarten akzeptieren.

San Giorgio statt San Marco

Ein weiterer Geheimtipp: Der Kirchturm auf San Giorgio Maggiore, also dem Dogenpalast direkt gegenüber, ist fast genauso hoch wie der am Markusplatz und kann ebenfalls genutzt werden, um einen wunderbaren Überblick über die Stadt mit einem tollen Alpenpanorama im Hintergrund zu bekommen. Das beste dabei: Es stehen sehr viel weniger Menschen an und kostet gerade mal die Hälfte. Ein weiterer ISARSPARER-Tipp: Viele öffentliche Museen bieten jeden ersten Sonntag des Monats kostenlosen Eintritt.

Kostenlos auf die Biennale

Heißbegehrt ist auch die Biennale di Venezia, die internationale Kunstausstellung in Venedig. Hier gibt es auch Studenten- und Mehrtagesrabatte. Jedoch kann man sich auch einen ersten Überblick über die verschiedenen Kunstwerke aus aller Herren Länder in den kostenlos zugänglichen Palazzi verschaffen. Auf das gesamte Stadtgebiet verteilt kann man hier Kunst und die herrschaftlichen Residenzen kostenlos betrachten. Nur der große Hauptteil im Süden der Stadt kostet Eintritt.

Die beste Pizza gibt’s am Lido

Hat man sich nun kulturell im Dogenpalast, Museo Correr und der Gallerie dell’Accademia vergnügt, stellt sich irgendwann die Frage: Wo sollen wir was essen? Hier empfiehlt sich wieder, abseits der „Hauptstraßen“ nach einem Lokal zu suchen. Wer gerne einen Snack haben möchte, könnte beispielsweise in eine der beiden bekannten Frischpasta-Läden in der Calle De La Casseleria oder nördlich des Campo Santa Margherita stärken. Ebenso empfehlenswert sind die preisgünstigen Tramezzini in der Birreria Forst in der Calle de le Rasse, einem Treffpunkt der Gondoliere.

Wer abends eine leckere Pizza essen will, findet am Lido meist eine bessere Auswahl als direkt im Umfeld des Markusplatzes oder in Canareggio. Natürlich gibt es aber auch im Rest der Stadt leckere Pizzas, günstige Restaurants sind aber oftmals schwierig zu finden.

Aperol Spritz für drei Euro

Der berühmte Aperol Spritz, der in Venedig erfunden wurde, kostet zwischen zwei und vier Euro. In der Hochsaison ab Mai auch mal mehr. Jedoch sollte man nicht mehr als vier Euro bezahlen. Die nächste Bar ist meist nicht weit entfernt und wahrscheinlich günstiger. Übrigens: Der „Spritz al Aperol“, wie die Venezianer sagen (mit Campari ist dieses Getränk sehr bitter!), wird zu fast jeder Tageszeit getrunken.

Auf den Kanälen mit den Vaporetti
Schön aber teuer: Die Gondeln in Venedig (Foto: Klotz)

Schön aber teuer: die Gondeln in Venedig (Foto: Klotz)

Die günstigste Art der Fortbewegung in Venedig ist: laufen. Die allermeisten Dinge sind leicht zu Fuß zu erreichen. Vom Bahnhof bis zum Markusplatz braucht man, wenn man sich nicht in einer der tausend Gassen verläuft, etwa 20 Minuten. Vorsicht: Nicht überall funktioniert hier das Handy wegen der hohen Häuser, die die Gassen abschirmen.

Aber natürlich kann man die anderen Inseln, wie die Glasbläser-Insel Murano, und den Canale Grande nicht ohne Boot erreichen und erleben. Deswegen empfiehlt es sich, ein Mehrtagesticket für die Vaporetti, die Wasserbusse, zu kaufen. Eine Einzelfahrt ist mit sieben Euro ziemlich teuer. Für junge Menschen unter 29 gibt es die Rolling Venice Card: Für 22 Euro kann man schließlich sämtliche Vaporetti für drei Tage nutzen (nicht mit Privatanbietern wie Alilaguna o.ä. verwechseln!).

Linie 1 anstatt Gondel

Wer eine Stadtrundfahrt möchte, sollte sich einfach ab dem Bahnhof in die Linie 1 setzen und die Fahrt durch den Canale Grande, unter der Rialto-Brücke und bis zum Lido genießen. Dort gibt es vor allem im Sommer einige günstige Straßenbars und freie Strände zum Baden. Gondelfahrten werden in Venedig selbst von vielen Gondolieri angeboten, sind aber mit rund 80 Euro für 30 Minuten recht teuer. Grundsätzlich gilt hier: Handeln kann sich lohnen.

Auf ein Bier am Campo

Wer abends noch weggehen möchte, hat in Venedig keine allzu große Auswahl. Große Diskotheken gibt es nur in Mestre, dem großen Ortsteil auf dem Festland. Der Campo Santa Margherita ist in Venedig Stadt der Platz mit den meisten Kneipen für junge Venezianer, Studenten und Junggebliebene. Hier gibt es günstige Gerichte und viele verschiedene Drinks – vom Bier über Wein bis hin zu Cocktails. Auch hier bieten verschiedene Bars immer wieder zu günstigen Studententarifen ihre Getränke an.

Günstig nach Venedig reisen

Dank der günstigen Bus- und Bahnangebote von München nach Venedig (Hin und zurück für 50 Euro mit Flixbus; Bahn: schneller, aber etwas teurer) gilt die schönste Stadt der Welt als schnell zu erreichendes Reiseziel. Und auch die asiatischen Touristen lassen sich auf ihrer Europatour diesen wunderbaren, gar magischen Ort nicht entgehen. Es empfiehlt sich deswegen, nicht zu Hauptsaisons-Zeiten nach Venedig zu reisen. Man wird von ganzen Kohorten von Reisgruppen nahezu niedergetrampelt, der ein oder andere Selfie-Stick landete schon im Auge des Nachbarn. (Die Selfie-Sticks gibt es in den Geschäften übrigens günstiger zu erwerben als bei den Straßenhändlern.)

Leben und leben lassen

Für Venedig ist es wichtig, dass viele Touristen kommen, die auch Geld in der Stadt lassen. Immer weniger Geschäfte können sich halten und die, die bleiben, sind kaum mehr bezahlbar. Deswegen sollte man in Venedig stets abseits der Touristenstraßen gehen und sich in kleinen Bäckereien und Cafés verköstigen. Somit kann man dieses UNESCO-Weltkulturerbe erhalten, ohne dass weiterhin jährlich tausende von Menschen aus der Stadt ziehen müssen.

Königin der Meere, wohin sind die Profite,
die Damen, die ihr Haar an Adrias Sonne bleichten?

Hinter den galanten Steinen
mondäne Bordelle, abendländischer Tourismus.
Auf deinen Plätzen aber steht das Proletariat,
Menschen mit einem gemeinsamen Wort,
einem Atem, einer Zunge.

Hüte dich, mein Sohn, vor dem trunkenen Blick
aus dem Fenster. Die Schönheit
wandelt auf dem Wasser, grausam wie Narziß,
der nur sich selbst kennt und die Welt vergißt.
 

Über den Autor Thomas Michael KlotzThomas_Klotz_Gastbeitrag


Thomas Michael Klotz hat in Venedig ein Auslandssemester absolviert und ist seither fasziniert von der Stadt. Vor allem die Unbeschwertheit der Venezianer und die Schönheit der versteckten Ecken Venedigs begeistern den Student der Politikwissenschaft aus Miesbach. Er arbeitet seit Jahren als freier Journalist für verschiedene Medien, schreibt vor allem über lokale Themen – auch auf seiner Homepage: www.bayerischer-freigeist.de

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