Brandneue DB-Mitfahrer-App im Test: Einfacher Mitfahrer für Gruppentickets finden?

Ich bin bekennender Bayernticket-Fahrer, deswegen habe ich ja auch bereits hier den Unterschied zwischen Bayern- und Regioticket erläutert. Auf meiner persönlichen „Stammstrecke“ gilt nun auch das Donau-Isar-Ticket. Aber ich treffe immer wieder auf Mitfahrer, die von diesem „neuen“ Ticket nichts wissen.

Bei fünf Personen, die sich das Ticket (ob Donau-Isar- oder Bayernticket) teilen, wird die Fahrt besonders günstig. Früher war es eigentlich sogar verboten, sich mit wildfremden Menschen ein solches Gruppenticket zu teilen. Einige schwarze Schafe haben das System nämlich missbraucht und sind am Tag einige Male zwischen zum Beispiel Passau und München hin- und hergefahren und haben alle Reisenden abkassiert. Dann kam die Bahn auf die Idee, dass die Reisenden ihre Namen auf das Ticket schreiben sollten. Und schwups – war das Problem mit den Bayernticket-„Schleppern“ gelöst.

Ich weiß nicht, ob es heute noch „verboten“ ist, sich am Bahnhof zu treffen und sich für ein Gruppenticket zusammenzufinden… Die Bahnmitarbeiter sehen einen jedenfalls nie mit Argwohn an. Und seit Neuestem fördert die Bahn die Gruppenbildung sogar höchstpersönlich: Mit einer App – DB Mitfahrer heißt sie und ist seit dem 12. November für Apple und Android kostenlos verfügbar. Jedoch kann sie im Moment (noch?) nur für Gruppentickets in Bayern genutzt werden.

Test der Bahn-App „DB-Mitfahrer“ im Selbstversuch

Klar, dass ich als ISARSPARERIN diese App gleich zu Beginn der Markteinführung für euch testen wollte. Höchst investigativ natürlich, weil ich ohnehin nach Passau musste. Es ist Freitag der 13. im November – nach dem Aufstehen lade ich mir die App. Noch etwas verschlafen gebe ich für die Registrierung meine E-Mail-Adresse, meinen Namen ein und wähle ein Passwort.

In der App werden einem, nachdem man Abfahrt- und Zielbahnhof eingegeben hat, die verschiedenen Gruppen angezeigt. Falls es noch keine für seine Route geben sollte, kann man auch eine gründen. (Foto: Screenshot)

In der App werden einem, nachdem man Abfahrt- und Zielbahnhof eingegeben hat, die verschiedenen Gruppen angezeigt. Falls es noch keine für seine Route geben sollte, kann man auch eine gründen. (Foto: Screenshot)

Das Feld mit dem Geburtstag will ich zunächst überspringen doch dann ploppt es auf, dass ich so nur eingeschränkte Funktionen nutzen könnte. Gut, da ich mittlerweile schon fast in einem Alter bin wo man das tun kann, mach ich mich jünger und verschleiere gegenüber der Bahn mein richtiges Geburtsdatum. Und ein Bild will die App auch noch von mir…. Hm, ist mir eigentlich auch nicht unbedingt recht, aber klingt logisch, dass mich meine Mitfahrer später am Gleis auch erkennen.

Mittlerweile ist es 8.45 Uhr – ich tippe in der App Abfahrtsbahnhof „München“ und Zielbahnhof „Passau“ ein. Die Uhrzeit und Datum brauche ich nicht extra einstellen, da ich ohnehin heute fahren möchte.

Man kann auch selbst eine Gruppe gründen, aber ich stelle mit Erstaunen fest, dass bereits vier Gruppen existieren. Ich plane meinen Vormittag kurz im Geiste durch – 12.24 Uhr müsste ich schaffen. Ich klicke daher auf die Gruppe mit der Verbindung ab 12.24 Uhr und schon bin ich Mitglied. Mit mir sind das auch bereits drei weitere Personen – das Ticket würde zu diesem Zeitpunkt 9,50 Euro kosten. (Die Bahn-App ist so freundlich den Ticketpreis gleich auf die Anzahl der Mitreisenden auszurechnen. So einen Service gibt’s für die „oldschool-Variante“ – einfach ans Gleis stellen – nicht, deswegen habe ich hier eine Liste mit den Preisen für euch.)

8.48 Uhr – noch habe ich noch nicht einmal meinen ersten Kaffee intus. Aber meine Mitreisenden haben offensichtlich schon einen hohen Gesprächsbedarf, denn im Gruppenchat geht es rund. Ich kann auch die Nachrichten lesen, die vor meinem Beitritt in die Gruppe geschrieben wurde. Eine potentielle Mitfahrerin hat schon ihre Handy-Nummer gepostet, falls man sich am Gleis nicht erkennen würde…

Die App hat auch eine Chat-Funktion. Ich würde jedoch persönlich darauf verzichten, "wildfremden" Mitfahrer gleich meine Handynummer zu verraten. (Foto: Screenshot)

Die App hat auch eine Chat-Funktion. Ich würde jedoch persönlich darauf verzichten, „wildfremden“ Mitfahrer gleich meine Handynummer zu verraten. (Foto: Screenshot)

Doch der erste Mitfahrer äußert sein Bedenken. Er müsse arbeiten und würde den Zug nur ganz knapp erreichen, ob wir nicht um 13.24 Uhr fahren wollen. Ich frage mich, warum er sich dann nicht gleich in eine Gruppe für 13.24 Uhr eingetragen hat…

Dann geht es Schlag auf Schlag. Das Mädel, dessen Handy-Nummer ich nun schon hätte, verlässt die Gruppe wortlos. Ihre bisherige Bewertung liegt bei 100% – die Reisenden können sich nämlich gegenseitig bewerten, damit sich andere ein Bild über deren Zuverlässigkeit machen können. Sonst könnte die Person einfach nie auftauchen.

Der Zweite in der Gruppe will offensichtlich auch um 13.24 Uhr und fragt mich: „Oder Teresa, willst du immer noch um 12.24 fahren?“

Ja, das will ich und gebe den Herrschaften – freundlich wie ich bin, den Tipp: „Ja…. Stellt euch einfach oldschool ans Gleis – ihr findet dann wen… Aber geht bitte raus aus der Gruppe“

9.15 Uhr – ich mach mir gerade meinen Kaffee, derweil verlassen weitere zwei von meinen ursprünglich drei Mitfahrern die Gruppe. Es sind noch immerhin gut drei Stunden bis zur Abfahrt des Donau-Isar-Expresses und ich bin gespannt, ob neue potentielle Mitfahrer in die Gruppe eintreten werden.

9.40 Uhr – ich sehe, dass die App wohl noch erste Fehler aufweist. Meine ursprünglichen Mitfahrer sind zwar schon alle längst aus der Gruppe ausgetreten. In der Übersicht der Gruppen werden grafisch jedoch noch immer vier Männchen angezeigt. Etwaige Mitfahrer könnten so abgeschreckt werden, wenn sie beispielsweise für zwei Leute eine Bayernticket-Mitfahrgelegenheit suchen würden.

Trotz reger Kommunikation in den Morgenstunden - Mittag war ich alleine in der Gruppe (Foto: Screenshot)

Trotz reger Kommunikation in den Morgenstunden – Mittag war ich alleine in der Gruppe (Foto: Screenshot)

Ich packe meinen Koffer und kontrolliere irgendwann an diesem Vormittag meine Gruppe in der App. Die grafische Darstellung stimmt jetzt, es ist nur noch ein Männchen zu sehen, das mich symbolisieren soll. Doch eingetreten in meine Gruppe ist niemand mehr – vielleicht wird das aber noch.

11.30 Uhr – ich mache mich mit meinem Gepäck auf in Richtung München Hauptbahnhof. Denn falls sich über die Gruppe keine Mitfahrer mehr melden, muss ich „oldschool“ meine Mitfahrer suchen. Direkt am Gleis 24/25 – das klappt sonst ja auch, hierfür bin ich immer rund 25 Minuten vor Abfahrt des Zuges dort.

Ich komme um kurz nach 12 Uhr dort an – in der Gruppe in der App bin ich noch immer allein, aber am Gleis werden sich an diesem Tag mindestens drei Gruppen bilden. (Da es Freitag ist und noch dazu Freitag, der 13., haben wir rund 10 Minuten vor Abfahrt den Zug betreten. Ob sich danach noch eine Gruppe gebildet hat, kann ich also nicht sagen)

Fazit
Ich werde wohl auch künftig die "Oldschool"-Variante wählen: Am Münchner Hauptbahnhof treffen sich Bayern-Ticket-Reisende zwischen Gleis 24 und 25. Ich empfehle ca. eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bahnhof zu sein. (Quelle: © Deutsche Bahn AG)

Ich werde wohl auch künftig die „Oldschool“-Variante wählen: Am Münchner Hauptbahnhof treffen sich Bayern-Ticket-Reisende zwischen Gleis 24 und 25. Ich empfehle ca. eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bahnhof zu sein. (Quelle: © Deutsche Bahn AG)

Was ich aber dazu sagen will: Die App „DB-Mitfahrer“ ist in meinem ultimativen ISARSPARER-Test gnadenlos durchgefallen. Erstmals. Denn potentielle Nutzer hätte es genug gegeben. Doch eine nicht repräsentative Umfrage, die ich unter meinen Mitfahrern gestartet habe, ergab, dass keine(r ) der unter 30-jährigen von dieser App gehört hatte.

Wenn also keiner die App kennt, kann sie auch keiner nutzen… Aber vielleicht ist das nur am Start so – ich werde meinen Test also zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen.

Doch kurz sei mir noch ein Fazit gestattet, dem auch meine Mitfahrerin zustimmt: Wir jungen Menschen (noch zähle ich ja dazu, auch wenn ich mich in der App jünger gemacht habe) hängen ohnehin den ganzen Tag an unseren Smartphones. Wir finden es daher lästig (und wie gesagt, die Meinung ist nicht repräsentativ), wenn wir auch noch für einen Bayernticket-Gruppe ewig rumschreiben müssen.

Der Fairness halber muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass es viele Facebook-Gruppen (zum Beispiel für die Strecke Passau – München oder München – Regensburg), gibt, in denen sich Menschen für Gruppentickets zusammenfinden. Ich für meinen Teil habe mich noch nie in einer FB-Gruppe für ein Bayern- oder Regioticket verabredet; die App hingegen würde ich aber grundsätzlich nutzen, wenn sich die Chatfreudigkeit meiner Mitfahrer in Grenzen hält. Gerade auch für nicht so frequentierte Strecken, auf denen die oldschool-Variante nichts bringt (zum Beispiel Passau – Regensburg) kann ich mir gut vorstellen, dass die App sich durchsetzt, wenn

a) sich die (grafischen) Fehler auf ein Minimum reduzieren.
b) die Bahn sich für eine weniger peinliche Werbung entscheidet und die Zielgruppe erreicht. Eventuell wäre auch eine Integration in die Bahn App „DB Navigator“ sinnvoll.

Vielen Dank an die Deutsche Bahn – ihr kriegt ohnehin so wenig Lob (von mir)… Richtig innovativ ist die App vielleicht aufgrund der bereits existierenden Facebook-Gruppen nicht, aber sie ist ein toller Service – wenn schon die Preise für Gruppentickets ständig erhöht werden 😉

 

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