Schäfflertanz: Gratis Faschingstradition genießen
Im Glockenspiel am Marienplatz tanzen sie jeden Tag. Aber traditionell wird er nur alle sieben Jahre aufgeführt. Ein echter Münchner weiß natürlich sofort von was hier die Rede ist: Vom Schäfflertanz.
Echte Münchner Kindl können ihr Alter angeblich mit der Anzahl der Schäfflertänze angeben, die sie bereits gesehen haben. Sogar für mich Zuagroaste könnte es schon der zweite sein, den ich theoretisch hätte sehen können. Praktisch sah ich am 19. Januar den Schäfflertanz zum ersten Mal „live“ vorm Hofbräukeller.
Was hat das jetzt mit den ISARSPARERN zu tun? Nun, diese traditionelle Aufführung ist gratis! Und besonders schön: Die Schäffler (eigentlich sind es heute nur noch wenige echte Fassmacher die da mittanzen) kann man vor der eigenen Haustür erleben. In fast jedem Stadtteil sind sie bis Aschermittwoch sogar mehrfach zu Gast. Dabei ist diese Faschingstradition auch was für echte Faschingsmuffel (wie mich): Als Zuschauer muss man sich nicht mal verkleiden!
Ich glaube, dass man im eigenen Stadtteil sogar einen besseren Platz ergattern kann als am Marienplatz. Freilich, die Kulisse an der Mariensäule ist unschlagbar. Aber schön ist es auch, wenn man die Bewohner seines Stadtteils (oder in meinem Fall des Nachbarstadtteils) im Rahmen der Aufführung kennenlernt. Am Wiener Platz wurde bayerisch gesprochen und das ist in München doch eher eine Seltenheit.
Gesamtkunstwerk ohne Frauenquote
Freilich habe ich die Schäffeltänzer, von denen heute kaum jemand mehr Fassmacher ist, vorher schon im Fernsehen gesehen. Ich bin ehrlich: Recht begeistert hat mich das nicht. Aber die Aufführung ist live ein Gesamtkunstwerk!
Eingezogen wird mit dem bayerischen Defiliermarsch und da geht mir ohnehin das Herz auf. Danach steigt das Münchner Kindl – die einzige Frau im Ensemble- auf ein Fass und erklärt in Versform kurz die Geschichte des Schäfflertanzes: Nach der Pest wollten die Fassmacher (in Oberbayern Schäffler genannt, andernorts heißen Sie Küfer oder Binder – falls wer Onomastik betreibt) die verängstigten Bürger wieder auf die Straßen locken. Offensichtlich trat die Pest im Sieben-Jahres-Zyklus auf bzw. die Sieben ist bekanntlich eine mystische Zahl… Jedenfalls ist die Tradition des Schäfflertanzes schon seit dem Mittelalter bezeugt.
Und dann geht’s los: Ich glaube, das Tanzen ist durchaus anstrengend – körperlich für die „Haxen“, die man ständig hochreißen muss und dann will das ja noch auf den Takt abgestimmt sein. Und wenn man sich das grad so überlegt, vielleicht den Takt mitklatscht (wer nicht grad mit dem Smartphone in der Hand dasteht, um Fotos oder Videos zu machen), kommt er an: Der Kasperl. Und eigentlich bin ich so gar kein Fan von Clowns, Kasperl und wie sie auch immer heißen mögen… Aber dieser Kasperl der originalen Schäfflertänzer aus München ist so unglaublich charmant, wenn er dir eine Rußnase malt.
Rußnase als Preis für die erste Reihe
Das Zusehen selbst kostet nichts, aber offensichtlich ist der Ruß auf der Nase der Preis für die erste Reihe. Wer den Verein unterstützen will, kann Devotionalien wie Postkarten, Maßkrüge und Pins aus einem Bauchladen erwerben. Natürlich zahlt der Einladende, in meinem Fall war es die Wirtsfamilie Steinberg vom Hofbräukeller. Und ich finde es herrlich, dass auf allen meinen Aufnahmen das Schild vom Tanzcafé Maratonga zu lesen ist.
Ich habe mir einen solchen Pin gekauft und bin gespannt, ob ich da eine kleine Sammlung aufbauen kann. Denn ich nehme mir fest vor, den Schäfflertanz alle sieben Jahre mindestens einmal live anzuschauen. Bis Faschingsdienstag hat man noch die Gelegenheit- alle Termine findet man auf der Homepage des Vereins.