Too Good To Go: App im Test mit böser Überraschung
Habt ihr schon mal Weißwurst mit Speck und Erdbeeren gegessen? Ich am Sonntag (20.01) leider eher unfreiwillig, weil ich für euch die App „Too Good To Go“ testen wollte.
Die Idee der App: Man kann Lebensmittel retten, die sonst in den Müll kämen. Die App vermittelt Speisen aller Art. Sei es der Mittagstisch, der nachmittags weggeworfen würde, Fischsemmeln, die kurz vor Ladenschluss einfach nicht mehr über die Theke gehen oder auch Obst und Gemüse, das unansehnlich für den Verkauf geworden ist. Den Lebensmitteln fehlt in diesem Sinne nichts. Ihr einziger Makel, sie können nicht mehr verkauft werden.
Und da kommt eben „Too Good To Go“ ins Spiel. Über eine Karte kann man sich Läden suchen, die in deiner Nähe liegen und mitmachen.
Ich wollte an diesem Sonntag in die Alte Pinakothek gehen (ihr wisst ja, Sonntagseintritt für einen Euro) und zufällig sah ich, dass das darin befindliche Café Klenze (betrieben von The Victorian House) mitmacht. Prima, dachte ich mir: Zwei Sparfliegen mit einer Klappe geschlagen und kaufte eine Portion gerettete Lebensmittel über die App.
Meinen Super-Spar-Nachmittag begleitete ich mit einer Insta-Story und bekam ein Herz von @victorianhouse via Direktnachricht geschickt. Ich hatte den Account in meiner Story verlinkt und war noch voller Neugier und Vorfreude, ob ich vielleicht Scones oder sonstige britische Leckereien bekommen würde. Ich kenne das Victorian House von einem Besuch in der Filiale am Viktualienmarkt und bin daher auch über die doch etwas höheren Preise informiert.
Obwohl die Portion mit 4 Euro in der „Too Good To Go“ App eher zu den hochpreisigen Angeboten zählte, freute ich mich. Durchgestrichene 12 Euro suggerierten zusätzlich den wahren Wert der Portion. Niemand sagt ja, dass man nicht gleichzeitig sparen und etwas Gutes tun darf!
Der ganze Spar-Sonntag war ein Reinfall
Was soll ich sagen: Irgendwie war das nicht mein Tag! Die Alte Pinakothek war zum Bersten voll. Erst habe ich fälschlich angenommen, dass die Sonderausstellung auch zum Sonntagseintritt von einem Euro zu besuchen ist. Dem ist aber nicht so.
Nachdem ich mich endlich an die Kasse (nach Schlangen vor dem Gebäude und den Schließfächern) vorgekämpft hatte, beschloss ich die normale Ausstellung zu besuchen. Der Preis für die Sonderausstellung ist nämlich an jedem Tag gleich. Vielleicht ist der Ansturm unter der Woche geringer, dachte ich mir. Und da ich in der Alten Pinakothek seit dem Umbau ohnehin noch nicht war, entschied ich mich für den Besuch der klassischen Ausstellungsräume.
Mit Skepsis nahm ich wahr, dass auch vor dem Eingang zum Café Klenze eine lange Schlange stand. Ob da überhaupt Lebensmittel übrig bleiben? Zudem machte mich der Abholkorridor zwischen 15 und 16 Uhr etwas stutzig, da Museum und Café noch länger geöffnet haben. Da ich die App aber zum ersten Mal nutzte, dachte ich, dass das schon seine Richtigkeit haben wird. Erst hinterher las ich, dass bei dem Angebot des Cafés dabei stand: „Hier kannst du dich an Samstagen und Sonntagen auf das Frühstücksbuffet freuen.“ Das kostet 12 Euro. Fettgedruckt stand die Info, dass man eine eigene Frischhaltebox mitbringen sollte. Klang für mich irgendwie logisch, wenn’s bei der Idee der App um Müllvermeidung geht.
Unfreundliches Servicepersonal bei der Abholung im Café Klenze
Da ich jedoch mit meiner Handtasche nicht in die Ausstellungsräume durfte, musste ich erst wieder zu den Schließfächern und alle davor Wartenden davon überzeugen, dass ich es noch nicht leere…. Ich stellte mich mit meiner Handtasche, in der die ***Schüsseln waren, in die Warteschlange des Café Klenze. Meinen Geldbeutel hätte ich nicht gebraucht, da ich mittels Kreditkarte über die App bezahlt hatte. Ich hielt jedoch mein Smartphone griffbereit, da der digitale Kaufbeleg in der App per „wisch“ entwertet werden muss. Und in der Schlange malte ich mir aus, was ich alles Köstliches bekommen könnte. Da ich außer dem Frühstück nichts gegessen hatte, war ich schon durchaus hungrig. Ich war erstaunt, als ich an der Reihe war und meinen Kaufbeleg herzeigte, hatte ich drei Sekunden später eine eingeschweißte Portion vor mir stehen, die zusätzlich mit Alufolie umwickelt war. Ich war leicht irritiert, hatte ich doch extra meine Schüsseln dabei.
Freundlich fragte ich den Kassier, (im Café ist Selbstbedienung) was denn da Leckeres drin sei. Schroff kanzelte er mich ab mit „alles was mir noch vom Buffet übrig hatten“ und wandte sich der Dame hinter mir zu, die mich genau beäugte und von oben herab mit „aha, so macht man das…“ kommentierte.
Irgendwie fühlte ich mich in dieser Situation, als hätte ich Almosen erhalten, derweil hatte ich doch für meine Portion bezahlt! Und irgendwie hatte ich gehofft, dass man mir auch einen Platz anbieten würde. Aber auch das suggerierte die abweisende Haltung durch das Personal, dass das für Lebensmittel-Retter hier nicht drin ist. Ich könnte ja regelmäßig hier „normaler“ Gast sein, man kann doch nicht so seine Gäste behandeln!
Ok, das Café war auch wirklich gut besetzt und niemand konnte wissen, dass mein Magen knurrte. Obwohl die Box noch etwas warm war, entschied ich mich gegen einen sofortigen Nachhauseweg – bis dahin wäre das Essen ohnehin kalt gewesen, sondern ging noch einmal durch die Obere Galerie.
Gerettete Lebensmittel zu schlecht für den Sautrog
Auf dem Rückweg malte ich mir aus, was ich zu Hause wohl gleich zu Essen bekäme. Ich liebe Überraschung und da ich wirklich fast alles esse, ließ ich mich gern auf dieses Experiment ein. Umso größer war daher die Enttäuschung, als ich den Deckel abmachte. Was ich da sah, hätte komischer nicht aussehen können: Nichts passte da zusammen. Und auch, wenn ich fast alles esse, Speck und Weißwürste gehören nicht unbedingt dazu.
Weißwürste, so weiß der Bayer, durfte man früher nach dem Zwölf-Uhr-Läuten überhaupt nicht mehr verzehren. Freilich, heute in Zeiten von Kühlketten ist das anders. Aber trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob man Weißwürste nochmal aufwärmen sollte. Aber kalt essen? Und was hängt da überhaupt für ein Zipfel dran? Ah, da wurde die nächste Wurst einfach lieblos abgerissen.
Und hier liegt ein Stück Käse, eine(!) Tomatenscheibe und ein Stück Weichkäse.
Sind das Wraps?
Und daneben sind zwei halbreife Erdbeeren geparkt.
Wer bitte kommt auf die Idee, Weißwürste, Bratwürste und Erdbeeren zusammenzupacken. Wahrlich „alles was wir noch vom Buffet übrig hatten“ war die perfekte Beschreibung für diese Ansammlung von Essensfetzen.
Wäre ich nicht so dermaßen ausgehungert und zu faul gewesen, die Wohnung für einen Besuch im Fast-Food-Restaurant nebenan nochmals zu verlassen, mein Überraschungs-Paket wäre komplett im Müll gelandet.
Mein Papa merkte an, nachdem ich meiner Familie das Foto meines Experimentes zukommen ließ, dass früher Schweine solche Portionen erhalten haben und er hat gehofft, dass ich das nicht gegessen habe… Er echauffierte sich noch Tage danach über diese „bodenlose Frechheit“.
Erstaunlich schlechtes Community-Management bei “The Victorian House”
Über Instagram habe ich erfahren, dass viele in der ISARSPARER-Community nur gute Erfahrungen mit der App „To Good To Go“ gemacht haben.
Und fragten, ob ich das Foto schon in die App hochgeladen habe. Nein, das hatte ich noch nicht gemacht. Aber ich erwiderte dem Betreiber des Cafés, „The Victorian House“ auf das Herz, dass er sich bitte die Story zu Ende ansehen und mir dann sagen könne, ob ihm die Portion geschmeckt hätte.
Statt einer Antwort wurde ich mit meinem ISARSPARER-Account in Instagram von @victorianhouse blockiert.
Ich meine, so kann man natürlich auch mit Kritik umgehen. Das ist nicht grad die feine englische Art, auf die „The Victorian House“ in ihren Filialen macht…!
Zweite Chance für „To Good To Go“
Mein Fazit: Ich habe der App gleich am nächsten Tag eine zweite Chance gegeben. In der „Sidar Bäckerei“ an der Tegernseer Landstraße habe ich für 3,50 Euro so viele Gebäckstücke bekommen, dass die durchgestrichenen 10 Euro wohl leicht überschritten wurden.
„To Good To Go“ hat sich bei mir gemeldet: Das Café Klenze sei ein neuer Partner, mein Geld bekam ich erstattet.
Ich werde jedoch nach der Social-Media-Aktion keine Filiale von „The Victorian House“ mehr betreten. Außerdem würde ich mir wünschen, dass sie künftig kein Partner mehr von „Too Good To Go“ sind. Das mit Müllvermeidung haben sie ohnehin nicht verstanden, wenn ich an die Verpackung meines „Sautrogs“ denke.. Meines Erachtens wollen sie wirklich einfach mit den letzten Essensresten auch noch Geld verdienen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit der App gemacht? Gibt es Partner von „To Good To Go”, die ihr besonders empfehlen könnte oder welche, die nur ihren Abfall dort noch verkaufen wollen? Kommentiert gern!
Update: Die Abendzeitung hat über meinen Blogpost berichtet.
Die gesamte Berichterstattung über ISARSPARER findet ihr übrigens bei „ISARSPARER in den Medien“.
10 thoughts on “Too Good To Go: App im Test mit böser Überraschung”