Ausstellung zum Mitmachen in der Villa Stuck: Never give up the spot
Eigentlich, so habe ich von Martin Arz während unserer Streetart-Tour gelernt, sei es ein absolutes No-Go, Graffitis zu übersprühen. Aber einfache Tags, also wenig kunstvoll den Namen aufsprühen, sei keine große Graffitikunst. Und ich bin ehrlich, ich wollte mein „Tag“ in der Nähe des gratis Ausstellungskatalogs in Thomas Hirschhorns Ruinenlandschaft „Never give up the spot“ in Szene setzen. Aktuell nicht nur zu sehen, sondern mitzugestalten ist diese Ausstellung in den Räumen der Villa Stuck.
Ja, richtig gehört: Bei dieser Ausstellung heißt es selbst anpacken. Und das Beste für ISARSPARER: Der Eintritt zu „Never give up the spot“ ist völlig gratis. Das muss so sein, das gehört sogar zum Konzept, dass der Ausstellungsbesuch gratis ist.
Sogar der Ausstellungskatalog ist gratis
Denn hier sollen die Besucher selbst etwas produzieren – und gerne auch wiederkommen und wieder etwas produzieren; sie können auch etwas von diesem Produzierten (von sich oder anderen) gratis mit nach Hause nehmen – wie zum Beispiel auch den Ausstellungskatalog von Thomas Hirschhorn. Wo könnte also ein ISARSPARER-Tag besser aufgesprüht werden?
Über diese „Spielregeln“ klärt mich der freundliche Herr an der Kasse auf und freut sich, dass sich die Räume seit Ausstellungsbeginn so sehr verändert haben. Selten habe ich so viel Freude beim Museumspersonal über eine Ausstellung gesehen. Das gefällt mir, denn Freude ist ansteckend – auch wenn man zunächst mit der Ruine vielleicht nicht so viel anfangen kann…
Zerstörung trifft hier auf Kreation, wie das der Künstler beschreibt. Denn zunächst wirken die Ausstellungsräume auf drei Ebenen wie Ruinen, durch das Mitwirken der Museumsbesucher entsteht in diesem Chaos etwas.
„Never give up the spot“ soll dazu anregen, nie etwas aufzugeben – sei es einen „Standort“, eine Position, eine Meinung…
Hierarchiefreier Ort mit Regeln
Das klingt vielleicht etwas theoretisch – aber wer die Ausstellung besucht, wird mitgerissen von diesem recht praktischen Konzept. Ich jedenfalls habe mich gefreut wie ein Kind, dass ich – nach meiner auch eher theoretischen Beschäftigung mit Streetart im vergangenen Jahr – endlich selbst eine Sprühdose in die Hand nehmen konnte. Ich musste in einem der zwei Unterständen extra danach fragen. Denn auch wenn diese Ruine eigentlich per Definition ein Hierarchiefreier Ort sein soll, wie Hirschhorn das in seinen theoretischen Überlegungen zu seinem Ausstellungskonzept formuliert, an ein paar „Regeln“ muss oder sollte sich der Besucher halten. Die Feuerlöscher muss er zum Beispiel in Ruhe lassen (etwas skurril diese Anweisung in Mitten des Chaos‘) und das Werkzeug nach der Benutzung wieder zurücklegen. Die Feuerlöscher waren bei meinem Besuch intakt, aber ich fand kaum Werkzeug vor…. Immerhin auf Nachfrage bekam ich mein Spielzeug… ähhhh, die Spraydose in die Hand. Neue würden aktuell bestellt, die Dose sei fast leer – wahrscheinlich sah mein ISARSPARER-Tag und der Christbaum nur deswegen so verkümmert aus 😉
Ich jedenfalls hatte sehr viel Spaß (kann man auch in den Story Highlights bei Instagram sehen) und bin schon gespannt, wie sich die Ruinenlandschaft nach Weihnachten verändert hat. Denn ich werde definitiv nochmal vorbeischauen. Das Konzept von Hirschhorn scheint also zumindest in dieser Hinsicht aufzugehen, dass man seine Ruine gerne mehrmals besuchen möchte.
Freier Eintritt in historische Räume der Villa Stuck nur am Friday Late
Ein toller Nebeneffekt ist sicher auch, junge Menschen an das Konzept Museum heranzuführen. Sonst darf man in Ausstellungen – wie zum Beispiel auch in den historischen Räumen der Villa Stuck, die übrigens weiterhin nur während dem Friday Late gratis zugänglich sind (die aktuellen Termine für 2019 gibts hier) – nichts anfassen. „Never give up the spot“ bricht da einfach mal mit sämtlichen Konventionen. Vorbeischauen lohnt sich!
Thomas Hirschhorns Ruinenlandschaft „Never give up the spot“ ist noch bis zum 3. Februar 2019 im Museum Villa Stuck zu sehen. Der Eintritt ist frei!