Musst see für einen Euro: Krippenausstellung im Bayerischen Nationalmuseum

Dass das Bayerische Nationalmuseum am Sonntag für einen Euro zugänglich ist, das sollte jedem ISARSPARER mittlerweile geläufig sein. Wem es das nicht ist, der möge bitte diesen Blogpost lesen.

Eine Krippe muss nicht immer nur die Geburt Jesu zeigen: Hier zum Beispiel ist die Flucht nach Ägypten dargestellt. (Foto: Winderl)

Aber warum das Bayerische Nationalmuseum gerade in den Monaten November bis Januar einen extra Besuch wert ist, das möchte ich euch heute berichten. Das weitläufige Museum mit seinen zahlreichen Sammlungen beherbergt nämlich eine mittlerweile weltberühmte Krippenausstellung. Doch diese Ausstellung ist eben nur zur Weihnachtssaison (ein bisschen davor und danach) zugänglich. Ausserhalb der Saison geht das wohl auch, jedoch nur gegen Voranmeldung.

Aber seien wir doch einmal ehrlich: Wer will schon zu Ostern Krippen schauen…? Wobei, so ganz unstimmig wäre das auch nicht. Just in diesen Tagen habe ich ein hierfür treffendes Zitat gehört:

Nicht Ägypten ist Fluchtpunkt der Flucht. Das Kind wird gerettet für härtere Tage. Fluchtpunkt der Flucht ist das Kreuz.

Kurt Marti (1921-2017)

Und in der Krippenausstellung des Bayerischen Nationalmuseums ist nicht nur die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten zu sehen, sondern auch sog. Jahreskrippen, die dazu dienten, das liturgische Jahr zu illustrieren – die Menschen konnten früher ja kaum lesen. Dazu gehört das Wunder von Kanaan genauso wie die Todesstunde Jesu auf Golgotha (was dann sog. Fastenkrippen waren). Überhaupt sind Krippen zu Beginn nur in Kirchen, Klöstern und später beim Adel zu finden.

Multimediaguide kostet am Sonntag extra

Es gibt sogar Krippen, die überhaupt nichts mit dem Kontext Weihnachten zu tun haben: Eine Marktszene zeigt das typische Leben in Neapel inkl. Schweinhälften und Miniaturzwiebeln, für die echte Zwiebelschalen verwendet wurden.

Solche Zusatzinfos bekommt man jedoch nur, wenn man sich für den Audioguide entscheidet. Beim „normalen“ Eintritt unter der Woche ist dieser inklusive; leider jedoch nicht beim Sonntagseintritt von einem Euro, da werden nochmals zwei Euro fällig. Aber diese Multimediaguide führt durch das ganze Haus.

Ich persönlich war jedoch nach meinen eineinhalb Stunden in der Krippenausstellung nicht mehr sonderlich aufnahmefähig… Kurz schaffte ich es noch in die Studioausstellung, in der aktuell eine kleine, aber feine Sammlung zum Thema Christbaumschmücken (noch bis 2. Februar 2019) gezeigt wird. Aber mich auch noch der Barock-Ausstellung widmen, das ging beim besten Willen nicht! Schließlich habe ich einiges in der Krippenausstellung gelernt:

Erbe der Paulaner-Brauerei legte Grundstock für die Sammlung

Wer meinen privaten Blog kennt, der weiß, dass ich ein Weihnachts-Junkie bin und mich daher auch schon viel mit Krippen beschäftigt und viele Ausstellungen besucht habe. Aber ich bin von der Sammlung im Bayerischen Nationalmuseum wirklich begeistert! Allein schon die Entstehungsgeschichte:

Manche Exponate scheinen riesig: Derweil konnte diese Papierkrippe aus Mähren gerettet werden, weil die flachen Figuren in eine Schachtel passten. (Foto: Winderl)

Geht doch die Sammlung zum Großteil auf eine Person, Max Schmederer (1854-1917), zurück. Der (Mit)Erbe der Paulaner Brauerei hat zeitlebens Krippen gesammelt – vornehmlich aus Bayern, Tirol, aber auch Italien. Gerade Neapel ist für seine Krippenbaukunst bekannt – ich habe ja schon auf die detailreiche Marktszene verwiesen.

Und weil dieser Kripperl-Freak keine Erben hatte und die Krippen schon zu Lebzeiten in seinem Privathaus ausstellte, schenkte er sie um die Jahrhundertwende dem Bayerischen Nationalmuseum und legte damit den Grundstein für die heutige Sammlung.

Faszinierend in Szene gesetzt

Was mich neben Schmederers Passion noch besonders fasziniert, war die Inszenierung einzelner Krippen in der Ausstellung – die er im Übrigen auch noch meist selber vorgenommen hat. Bei einer Verkündigung an die Hirten beispielsweise wird so toll mit Licht gearbeitet, dass es wirklich so aussieht, als würden die Hirten nur von der Erscheinung der Engel – im wahrsten Sinne des Wortes – erhellt werden.

Die Inszenierung der Verkündigung an die Hirten auf dem Feld wird imposant mittels Lichteffekt. (Foto: Winderl)

Und mir wurde während meines Besuchs noch ein Zahn gezogen. Etwas gering geschätzt habe ich bis dato sog. Regional-Krippen. Für mich gehört die Geburtsszenerie einfach ins Heilige Land. Krippenställe in oberbayerischer Almhütten-Romantik habe ich, ich möchte nicht sagen, belächelt, aber irgendwie ein Stück weit für unglaubwürdig gehalten. Ich lernte jedoch, dass die Orient-Krippe einfach ein anderer Krippen-Typ ist, den die sog. Nazarener entwickelt haben. Und bei einem bayerischen Krippenbauer las ich kürzlich folgendes Zitat von Franz von Assisi, der immerhin als „Erfinder“ der Krippe gilt:

„Bauet die Krippen zum Lob des Herren, aber bauet sie nach eurer Heimat.“

Franz von Assisi (1181-1226)

In der Krippenausstellung im Bayerischen Nationalmuseum kommen alle auf ihre Kosten: Fans alpenländischer Krippentradition und orientalischem Pomp (es gibt sogar ein Rüst- und Schatzkammer der heiligen Drei Könige). Wo hat man so etwas schon gesehen?

Lange Rede: Schaut euch die Sammlung einfach selber an – am besten an einem Sonntag im November, Dezember oder Januar!

Transparenzhinweis: Das Bayerische Nationalmuseum gewährte mir freien Eintritt sowie kostenfreie Nutzung des Multimediaguides. Vielen Dank! Selbstgekauft habe ich mir den „kleinen“ Ausstellungskatalog, der die schönsten Krippenszenen enthält:

  • „Kleiner“ Ausstellungskatalog aus dem Taschen-Verlag: Nina Gockerell: Krippen.*
  • und „großer“ Ausstellungskatalog sind auch an der Kasse erhältlich!
  • Und wer noch keine eigene Krippe hat, aber jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der kann sich mit Hilfe dieser gratis Vorlage von Bine Brändle eine basteln, die garantiert in der kleinste Wohnung passt!
Krippenausstellung im Bayerischen Nationalmuseum

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