Ein Sonntagnachmittag in der Pinakothek der Moderne: Warum Paul Klee mehr wert ist als die klassische Moderne
Dass heute irgendetwas anders ist merke ich, als ich die lange Schlange an der Kasse entdecke. Normalerweise zieht sich diese in der Pinakothek der Moderne nicht quer unter der markanten Kuppel hindurch. Ich reihe mich ein und meine in diesem Moment noch, dass ich für einen Euro – wie jeden Sonntag – hier Kunst genießen kann. Doch als sich die Schlange der Kasse immer mehr in Sehweite nähert, merke ich, dass ich um Paul Klee zu sehen, doch etwas mehr berappen muss. Der Sonntagseintritt von einem Euro gilt für diese Ausstellung nicht. Dass ich so etwas nicht bemerke! Ich hatte sogar vorher auf der Homepage der Pinakotheken geschaut, da war der Sonntagseintritt vermerkt.
Nicht Teil des Sonntagseintritts, aber trotzdem am Sonntag günstiger
Man muss schon extra die Infos für die Paul-Klee-Ausstellung aufrufen, um diese Info zu bekommen. Immerhin tröste ich mich, habe ich am Sonntag doch gespart: Denn der reguläre Eintritt ist mit 9 Euro (ermäßigt 7 Euro) doch günstiger als unter der Woche mit 15 Euro (ermäßigt 7 Euro). Dennoch sind nicht alle Sonntags-Kunstliebhaber bereit, diesen Betrag in ihren Kunstgenuss zu investieren. Neben mir trösten sich zwei ältere Damen, dass sie Klee ja eigentlich gar nicht sooooo toll finden und die Ausstellung deswegen überhaupt nicht sehen wollten… Klar, deswegen ist die Schlange auch heute besonders lang! Sie bekommen ein rotes und ich ein blaues Band ans Handgelenk. Zweiklassengesellschaft also heute in der Pinakothek der Moderne. Offensichtlich ist Paul Klee mehr wert als die restlichen Exponate der klassischen Moderne.
Warum der Schließfach-Schlüssel in die Strumpfhose musste
Eigentlich wollte ich heute noch zur VHS-Führung in der Monacensia, deswegen habe ich es eigentlich etwas eilig… Nachdem ich endlich das Ticket habe, ist es jedoch schon viel später als geplant und ich muss noch meine Sachen einschließen, nachdem meine Longchamp-Tasche für zu groß befunden wurde. Eigentlich habe ich ja meine große Handtasche extra zu Hause gelassen. Aber gut.
Im fensterlosen Keller ergattere ich eines der letzten Schließfächer. Der Run auf sie ist groß, denn im Gegensatz zur Garderobe mit 0.70 Euro sind diese kostenlos. Als ich meine Siebensachen ins Schließfach stopfe, realisiere ich, dass ich eben meine letzten zwei Euro an der Kasse ausgegeben habe. Künstlerpech!
Ob es dreist ist, die Garderoben-Herren zu bitten, mir Geld zu wechseln, um das gratis Schließfach zu nutzen? In solchen Momente rede ich mir ein, dass ich ja in einer Mission als ISARSPARER unterwegs bin… Und der Garderoben-Herr ist sehr nett und meint, dass sie sich darauf eingestellt haben, den Schließfach-Nutzern ihre Scheine zu wechseln.
Endlich sind also meine Sachen im Schließfach und ich stelle fest, dass mein Kleid, das ich heute trage, keine Taschen hat. Extrem praktisch, denn nun muss ich mein Handy und den Schließfach-Schlüssel ständig in der Hand tragen. Es sei denn…. Der Schlüssel hält auch in der Strumpfhose. Also noch schnell ein Umweg über die Toilette – wir sind ja schließlich hier nicht irgendwo, vor Ort ziehe ich also nicht einfach mein Kleid hoch, um den Schlüssel in der Strumpfhose zu verstauen. Zumindest noch nicht.
Als ich nun endlich die Treppe in den ersten Stock hochgehe, um direkt in die Klee-Ausstellung zu gelangen merke ich, die kleine-Taschen-Regel wird äußerst individuell interpretiert. Die Aufsichtsdame lässt vor mir eine Besucherin durch, die eigentlich ihre Tasche hätte einschließen müssen: „Aber sagen Sie es niemand“, höre ich sie flüstern.
Klasse denke ich mir – manchmal gewinnst du und manchmal verlierst du… Zumindest drückt der Schlüssel in meiner Strumpfhose nicht.
Mit #ConstructKlee-App ein anderer Zugang zur Ausstellung
Die Ausstellung selbst fasziniert mich vom ersten Raum an und ich merke, dass ich das mit dem Besuch der Monacensia heute lasse und mir lieber ausreichend Zeit für Klee und noch andere ausgewählte Werke nehmen werde. Die ersten Räume sind dunkel gestaltet. Der Fokus liegt hier unwillkürlich auf den Werken. Sie ziehen einen magisch an. Die Werke Klees sind geometrisch gestaltet, auch die Räume orientieren sich an dieser Konstruktion. Die Ausstellung zeigt einen Überblick über das gesamte Werk Klees. Nach hinten raus werden die Räume heller, die Werke größer. Aber da gibt es Texte von besseren Kunst-Kennern oder welche, die meinen welche zu sein.
Natürlich habe ich mir vorher die Construct-Klee-App auf`s Handy geladen (hier Download der App im App Store) und schon damit rumgespielt. Ich merke, es ist ein ganz anderer Zugang zu einem Künstler. Denn bewusst oder unbewusst, ich suche nach den Elementen der App, den Filtern und Stickern, mit denen man darin eigene Klees gestalten kann.
Witzig ist, dass ein „geheimer Filter“ in der App nur vor Ort freigeschaltet werden kann. Ich habe die Zeit in der Schlange genutzt und diesen Filter bereits geladen. Wirklich eine nette Spielerei und vielleicht auch für den ein oder anderen eine zusätzliche Motivation, die Pinakothek der Moderne zu besuchen?
Ich merke schnell, man muss die Titel der Bilder lesen, um das Bild verstehen zu können. Es ist faszinierend zu sehen, wie der Schweizer Künstler auf einige geometrische Formen reduziert, so viel ausdrücken konnte. Näheren Einblick zu Künstler und Werk bietet ein Film, der so interessant ist, dass ich ihn komplett anschaue.
Pinakotheken setzen auf Social-Media, leider nicht auf Steckdosen
Als ich durch die Ausstellung durch bin, habe ich Durst. So eine Ausstellung muss man auch erstmal sacken lassen! Das Schicksal Klees, der verfemt durch die Nazis zusätzlich an einer unheilbaren Krankheit erkrankte, ist nicht ohne.
Ich will meine Batterien aufladen. Das meine ich durchaus wörtlich, denn via Instastory wollte ich meine Follower auf Instagram an Klee teilhaben lassen. Mein iPhone-Akku ist im Jahr Zwei immer schlecht, also sollte ich ihn etwas laden. Allein, ich habe nirgends eine Steckdose gesehen…
Ich finde es wirklich toll, wie sehr die Pinakotheken auf Social Media bauen – ich erinnere nur an die Selfie-Aktion mit den Sonnenblumen. Und es gibt hier auch das Söder- aka Bayern-WLAN, nur eben keine Steckdosen.
Als ich mich wieder zum Schließfach durchgeschlagen habe und den davor Wartenden erklärt habe, dass ich es noch nicht aufgeben werde…. hatte ich den Umweg über die Toilette vergessen. Endlich nehme ich Wasserflasche und Ladekabel heraus, denn EINE Steckdose habe ich zwischen Garderobe und Schließfächern entdeckt. Ich hoffe, dass keiner sieht, dass ich mein Handy hier lade. Denn wer weiß, vielleicht ist das verboten? Immerhin bin ja schon „speziell“ mit einem Garderoben-Herren.
Kostenlose Führungen im Programmheft recherchieren
Ich würde lieber in der Vorhalle unter den Bäumen oben sitzen, statt in diesem fensterlosen Raum. Jede Shopping-Mal bietet heute schon Sitzgelegenheiten mit Steckdosen an. Und ich muss hier hocken. Immerhin ein Stuhl steht hier rum, ich muss also nicht auf dem Boden sitzen.
Um den Akku zu schonen, blättere ich analog in einem Veranstaltungsheft und entdecke, dass um 15 Uhr eine Führung zur Architektur 1918 – 2018 im Vergleich stattfinden soll. 1918, das ist „meine“ Zeit, ich will mit bei der Führung. Ob sie was kostet, ist leider nicht im Programmheft vermerkt, aber fragen kostet ja mal nichts.
An der Information wird mir erklärt, dass die Ausstellung zur Führung noch gar nicht fertig ist. Weil ein Herr aber nach der öffentlichen Führung fragt, bemerke ich, dass um 15 Uhr eine Führung zur klassischen Moderne angeboten wird. Die Führung ist gratis und ich war schon öfter hier, allerdings immer auf eigene Faust, eine Führung kann also nicht schaden.
Übrigens ist der Audioguide am Sonntag teurer, da kostet er 4,50 Euro statt 3 Euro Leihgebühr. Die Klee-Ausstellung ist jedoch inklusive und muss nicht extra bezahlt werden.
Leider hatte mein Notizbuch kein Platz mehr in der Strumpfhose
Leider sind aufgrund der Klee-Ausstellung viele Kunstwerke im Depot. Ob sich die Museumsführerin nur deswegen auf sechs Werke fokussiert? Sechs Bilder in einer Stunde finde ich persönlich etwas wenig… Mein Klee-Ticket gilt auch für die Dauerausstellung. Aber ich interessiere mich für die aktuellen Wechselausstellungen, die Dauerausstellung ist ja eben aus Gründen derzeit stark eingeschränkt. Besonders interessant finde ich die Ausstellung zu Skizzenbüchern. Ich lese darin, dass trotz fortschreitender Digitalisierung die Menschen nach wie vor auf Notizbücher bauen – zum Beispiel auch beim Besuch von Museen.
Ja, auch ich hätte gerne mein Notiz/Skizzenbuch mitgenommen, um mir an diesem Nachmittag analog Notizen zu machen. Vielleicht hätte ich dann auch gar keine Steckdose gebraucht. Aber noch mehr Platz in meiner Strumpfhose war leider nicht.
Die im Blogpost erwähnten Ausstellungen in der Pinakothek der Moderne:
- Paul Klee. Konstruktion des Geheimnisses (noch bis 10. Juni 2018)
Eintritt (inkl. Dauerausstellung):
Di – Sa: regulär 15 Euro (ermäßigt 10 Euro), Kosten Audioguide: 3 Euro
So: Nicht Teil des 1-Euro-Sonntagseintritts! Regulär 9 Euro (ermäßigt 7 Euro), Kosten Audioguide: 4,50 Euro - Skizzenbuchgeschichte(n) (noch bis 21. Mai 2018)
wie die anderen Wechselausstellungen zugänglich mit „Sonntagseintritt“
–> Zum Blogpost mit den Museen im Überblick, die am Sonntag einen Euro Eintritt kosten.