Königsklasse IV: Ausstellung der Pinakotheken für alle Sinne in Schloss Herrenchiemsee

Wie dieses Treppenhaus, befindet sich der Nordflügel von Schloss Herrenchiemsee im Rohbau – dort ist die Ausstellung „Königsklasse“ der Münchner Pinakothek der Moderne zu sehen. (Foto: Winderl)

Komischerweise erinnerte ich mich nicht im prunkvoll ausgestatteten Treppenhaus, sondern im baugleichen Rohbau im Nordteil an meinen Besuch als Kind im Schloss Herrenchiemsee*. Offensichtlich faszinierte mich schon damals die Optik der blanken Ziegel mehr als Stuckmarmor und Blattgold. Oder schockierte mich der krasse Gegensatz? Denn ich spielte unglaublich gern Prinzessin, auch wenn das heute nicht mehr politisch korrekt ist bei der Kindererziehung.

Jedenfalls war damals im Treppenhaus Schluss mit dem Blick hinter die Kulissen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was der Guide erzählte, für was der Nordflügel genutzt wurde. Ich meine, als Lagerräume des Museums.

Umso faszinierender finde ich, dass ich heute die Absperrung übertreten und weiter hinein in den Rohbau blicken darf. 

Denn seit vier Jahren ist dort die Ausstellung „Königsklasse“ der Pinakothek der Moderne beheimatet. Jedes Jahr wird sie etwas erweitert, so dass 2019 bereits Königsklasse IV* gefeiert werden kann. 

Akkurat angelegt ist der Schlosspark – die Natur auf der Herreninsel ist ansonsten weitestgehend unberührt. Umso größer der Unterschied, wenn man durch das Waldstück schlendert und dann auf diese geometrischen Formen trifft. (Foto: Winderl)

Seit diesem Jahr führt zum Beispiel ein Film in die Idee, die dahinter steckt, ein – in die das ganze Schloss, die ganze Insel mit einbezogen ist. Der „Königsweg“ zur Ausstellung „Königsklasse“ spielt etwa hierbei eine Rolle: Der Besucher soll sich auf Müßiggang einlassen, wenn er das Festland Richtung Herreninsel verlässt und den Alltag ein Stück weit hinter sich lässt. 

Kein Auto gibt es auf der Insel, nur Pferdekutschen. Die Natur erscheint reichlich unberührt, bis man sich durch das kleine Waldstück gekämpft und im akkurat angelegten Schlosspark wiederfindet.

Müßiggang als Ausstellungs-Konzept

In den Prunkräumen herrscht Fotoverbot. Das einzig „legale“ Foto vom Spiegelsaal kann man im Souvenirshop machen. Über ganz Herrenchiemsee prangt die große Schwester des Schlosses: Neuschwanstein (Foto: Winderl)

Auch das Handynetz hat hier keine optimale Abdeckung – was für eine Bloggerreise natürlich suboptimal 😉 , aber für einen Tag Müßiggang unbezahlbar erscheint: Ein Kurzurlaub vom Alltag und das in der Königsklasse – so könnte man das Konzept umschreiben.

Die Ausstellung kann unabhängig vom Schloss besucht werden, aber ich finde gerade den Gegensatz spannend! Zudem ist das Kombiticket „Gesamtkarte Insel“ mit 11 Euro relativ günstig. (Die Ausstellung „Königsklasse“ kostet einzeln 6 Euro). Neben dem Schloss kann damit auch noch das König-Ludwig II-Museum und das Augustiner-Chorherrenstift besichtigt werden.

Mir persönlich war das für einen Tag Müßiggang zu viel Programm. Wem es da ähnlich geht, für den ist gut zu wissen, dass die Gesamtkarte ein halbes Jahr gültig ist. Das alte Schloss, das Kloster, will ich mir auch noch unbedingt anschauen… Ein guter Grund also, nochmal einen Tag Kurzurlaub am Chiemsee einzulegen – vielleicht dann auch mit einem Abstecher zu den Outlets im Chiemgau, über die ich hier schon gebloggt habe…

Die Prunkräume des sog. Neuen Schlosses dürfen nur mit Führung betreten werden, diese ist jedoch im Eintrittspreis direkt enthalten. Fotografieren ist verboten.

Königskundler erkunden #pinakönigsklasse mit Besuchern gemeinsam

Die grüne Barriere von Dan Flavin spiegelt sich im Fenster. Besonders schön kommt so die Interaktion von außen und innen zum Ausdruck. (Foto: Winderl)

Spannend finde ich das Konzept in der Ausstellung der Pinakothek der Moderne. Dort führen nicht einfach Guides durch die einzelnen Räume, sondern sogenannte „Königskundler“ erkunden mit dem geneigten Besucher gemeinsam die Kunstwerke. Es ist ein Angebot von dem man Gebrauch machen kann, aber nicht muss. 

Natürlich hat ein jeder Künstler seine Ideen – aber es geht hier nicht um die eine, „richtige“ Interpretation, sondern um verschiedene (Königs)wege: Die Wirkung des Kunstwerks an der unverputzten Wand, die Interaktion von innen und außen…

So spiegelt man sich beispielsweise in den Skulpturen von John Chamberlain, die dieser aus alten Karosserieteilen gefertigt hat.

Besonders ins Auge fiel mir diese Interaktion, als sich die Barriere aus grünem Licht von Dan Flavin im Fenster reflektierte. Der Schnappschuss ist auch insofern genial, da ich so keine Bildrechte abklären muss. 🙂

Herrenchiemsee als bayerische Kopie von Versailles

Die ganze Umgebung ist in das Gesamtkonzept der Ausstellung mit einbezogen. So findet sich auch diese Polsterung der Chiemsee-Schiffe im Ausstellungskatalog wieder. (Foto: Winderl)

Hat so auch König Ludwig II. die Verbindung zur Insel wahrgenommen? Im Schein von zehntausenden von Kerzen, die extra für ihn an den vielen, prachtvollen Lüstern entzündet wurden, soll unser Kini in der Nacht allein durch sein unfertiges Schloss gewandelt sein. Lange konnte er den Müßiggang auf der Insel im Chiemsee nicht genießen: Ganze 10 Tage hat er hier gewohnt – er starb 1886 unter mysteriösen Umständen in einem anderen Gewässer, ehe er diesen Nachbau von Versailles fertigstellen konnte.

Kann eine Kopie ein Original sein? Immerhin ist der Spiegelsaal in Herrenchiemsee größer als das Vorbild vor den Toren Paris’.

Aber ist nachbauen kreativ? Das Werk von Hans-Jörg Georgi regt an, zum Beispiel darüber nachzudenken. Georgi baut Flugobjekte aus Pappe. Früher wurden sie weggeschmissen, heute arbeitet der an Kinderlähmung Erkrankte in einem Atelier.

Kein Bloggerausflug ohne Essensfotos. Was isst man auf einer Insel im Frühling? Natürlich Fisch mit Spargel! (Foto: Winderl)

Nicht nur der Mensch, auch Bienen bauen. Erleben mit allen Sinnen ist auf der Insel möglich: Der Duft der Wachsplatten aus denen Wolfgang Laibs „Ohne Anfang und ohne Ende“ gefertigt ist, erfüllt den Ausstellungsraum. Draußen glaubt man zu riechen, dass die Insel-Luft gesünder ist als die in der Großstadt…

Frische Luft macht bekanntlich hungrig. Gut, dass wir gegen Ende dieser Pressereise noch in der Schlosswirtschaft einkehren.

Und was bestelle ich, so mitten im bayerischen Meer?

Natürlich Fisch! Und wir wären nicht mit Bloggern auf Reisen gewesen, wenn wir nicht ein Foto von unserem Essen gepostet hätten. Damit sind wir rechtlich wenigstens auf der sicheren Seite, was man von Bildern vom Chiemsee ja leider nie ganz ist… Deswegen gibts hier auch keine und ihr müsst bitte selber hinfahren und euch im Müßiggang üben!

Transparenzhinweis: Vielen Dank an die Pinakotheken für die Einladung zu diesem schönen Ausflug, der bei mir Kindheitserinnerungen geweckt hat!

Basics „Herrenchiemsee“

  • Prien am Chiemsee mit der Schiff-Anlegestelle erreicht man zum Beispiel von München bequem mit dem Bayernticket (<— hier gibts eine exklusive & praktische Preisübersicht). Damit erhält man auch ca. 10 Prozent Ermäßigung auf den Fahrpreis bei der Chiemsee-Schifffahrt.
    Eine Inseltour zur Frauen- und Herreninsel ist nur unwesentlich teurer als nur zu einer Insel.
  • Die Ausstellung „Königsklasse“ wird von 11. Mai bis 3. Oktober 2019 in den unvollendeten Räumen des Schlosses gezeigt.
  • Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt!
  • Noch ein echter ISARSPARER-Tipp zum Schluss: Die Ausstellung über Fledermäuse im Lichthof ist gratis zugänglich. Die heimlichen Untermieter von König Ludwig kann man dort sogar mittels Kameraübertragung beobachten. Sie sind jedoch, wie der Bauherr, nachtaktiv.

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